Untergang

Am 1. Juni 1932 wurde der damals relativ unbekannte erzkonservative Zentrumspolitiker Franz von Papen zum neuen Reichskanzler ernannt. Da seine Partei wegen der Entlassungs Brünings aufgebracht war und von Papen ausschließen wollte, trat er aus der Zentrumspartei aus und führte ein Kabinett von Parteilosen, da auch einige Minister der DNVP ihre Partei verlassen hatten.

Franz von Papen, Reichskanzler ab Juni 1932

 
Unter von Papen, der die „Misswirtschaft der Parlamentsdemokratie“ anprangerte, wurden die noch unter Brüning verbotenen nationalsozialistischen Organisationen SA und SS wieder zugelassen. Im Vorfeld der anstehenden Reichstagswahlen (31. Juli 1932) kam es im Bezirk Altona (Hamburg), der wegen seiner vorwiegend links wählenden Arbeiterschaft als „rotes Altona“ galt, zu einem Demonstrationszug von ca. 7.000 SA-Leuten.
Nachdem während der Demonstration zwei SA Leute (vermutlich von Kommunisten) erschossen worden waren, griff die Polizei hart gegen die Bevölkerung durch, wobei 16 Anwohner ums Leben kamen. Die Ereignisse gingen als Altonaer Blutsonntag in die Geschichte ein.

 
Die Reichsregierung nahm die Ereignisse zum Anlass, um die geschäftsführende Regierung des Freistaates Preußen unter Otto Braun (SPD) per Notverordnung abzusetzen und selbst die Macht im größten und wichtigsten Land der Weimarer Republik zu übernehmen. Der Föderalismus, auf dem auch die heutige Bundesrepublik aufgebaut ist, wurde dadurch massiv geschwächt.

 
Viele Unternehmer waren zwar erfreut von der Politik Papens, dessen Regierung z.B. die starke Unterschreitung der Tariflöhne erlaubte, für die breite Masse der Arbeiterschaft stieg die Armut aber immer weiter an. Viele Familien konnten sich nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf leisten und zogen Wohnungslos durch die Straßen. Hinzu kam auch noch, dass die Berechtigungsdauer für den Arbeitslosengeldbezug von 20 auf nur noch 6 Wochen zusammengestrichen wurde. Zwar gab es nach wie vor eine Sozialfürsorge, diese war jedoch weit von einem Existenzminimum entfernt.
Die NSDAP unter Adolf Hitler machte sich die Verarmung der Gesellschaft zum Vorteil und warb mit Sofortprogrammen zur Arbeitsbeschaffung und dem Slogan „Arbeit und Brot“.

Wahlplakat der NSDAP mit dem Spruch „Arbeit und Brot“

 
Im Vorfeld der anstehenden Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 waren Straßenkämpfe zwischen den politischen Lagern der Weimarer Republik quasi an der Tagesordnung. Selbst am Wahltag verloren 12 Menschen ihr Leben. Dennoch war die Wahlbeteiligung mit über 84 % äußerst bemerkenswert.
Bemerkenswert war auch der Ausgang der Wahl, der bereits das Ende der Weimarer Republik einläutete: Die Naztionalsozialisten konnten ihr Wahlergebniss mehr als verdoppeln und kamen auf 37,3 %. Adolf Hitler sah sich bereits als neuer Reichskanzler.

 
Trotz des Wahlsieges der NSDAP versagte Hindenburg im Sommer 1932 die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler,da er mit der diktatorischen Ausrichtung seiner Partei nicht einverstanden war. So blieb von Papen, der im Reichstag keinen Rückhalt mehr hatte, vorerst Kanzler und für den 6. November wurden Neuwahlen angesetzt.
Die folgenden Reichstagswahlen veränderten nichts grundlegendes an diesem Dilemma, da die NSDAP, trotz minimaler Verluste, mit 33,1 % wieder die stärkste Kraft wurde. Hindenburg, der sich weiterhin nicht mit einem Kanzler Hitler anfreunden konnte, ernannte nun Reichswehrminister Kurt von Schleicher zum Kanzler, da es nicht länger hinnehmbar war von Papen im Amt zu lassen.

 
Von Schleicher der parteiübergreifend die Arbeiterflügel gewinnen wollte, bot Gregor Strasser, der den gewerkschaftlich orientierten Flügel der NSDAP leitete, die Vizekanzlerschaft und das Amt des preußischen Ministerpräsidenten an. Damit war sicher auch die Hoffnung verbunden, die NSDAP vorerst zufrieden zu stellen und die Weimarer Republik zu retten.
Schleichers vorgehen führte bei den Nationalsozialisten zu einem internen Streit über den weiteren Kurs der Partei, zur sogenannte „Strasser-Krise“. Während die Hardliner wie Göring und Goebbels am Kurs „Alles oder nichts“ festhielten, d.h. Kanzlerschaft und volle Reigerungsgewalt für die NSDAP, wollte Strasser einen moderateren Kurs wählen, bei dem sich die Partei vorerst mit einigen Ministerämtern zufrieden gibt. Hitler blieb schließlich, nach kurzer Überlegung, beim Kurs der Hardliner und Strasser legte all seine Parteiämter nieder – Der radikale Flügel der Nationalsozialisten wurde damit massiv gestärkt. Schleichers Politik war praktisch bereits kurz nach seinem Amtsantritt zum scheitern verurteilt.

Hitler und von Papen am 30. Januar 1933

 
Am 4. Januar wurde der Untergang der Weimarer Republik im Haus des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder (Köln) besiegelt. Ex-Kanzler von Papen verhandelte hier mit Adolf Hitler über die Beteiligung der NSDAP an einer Regierungskoalition und über die Kanzlerschaft Hitlers. Von Papen, der in der neuen Regierung als Vizekanzler vorgesehen war, glaubte zu diesem Zeitpunkt noch, man könne Hitler kontrollieren und im Hintergrund selbst die Macht ausüben.

 
Bei einem weiteren Treffen am 22. Januar waren auch Hindenburgs Sohn Oskar und der Staatssekretär Otto Meissner anwesend. Schließlich überzeugte man auch Hindenburg selbst, dass die von einer konservativen Kabinettsmehrheit eingerahmte NSDAP, in Schach gehalten werden könne. So kam es zu einer folgenschweren Fehleinschätzung und Hindenburg erklärte sich bereit Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler zu ernennen.

 
Obwohl die Weimarer Verfassung formell auch während des NS-Zeit nicht ausser Kraft gesetzt wurde, spricht man ab 1933 vom Ende der Weimarer Republik. Den Nationalsozialisten gelang es innerhalb kürzester Zeit, alle demokratischen Funktionen ausser Kraft zu setzen und die gesamte Macht an sich zu reisen. Wichtige Schritte hierfür waren die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 und das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933. Letzterem stimmten unter Anwesenheit bewaffneter SA- und SS-Angehöriger, alle Parteien, mit Ausnahme der SPD zu. Die Abgeordneten der KPD, waren zu diesem Zeitpunkt bereits verhaftet, ermordet oder auf der Flucht.