Nach der Niederlage im 1. Weltkrieg musste Deutschland durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages zahlreiche Gebietsabtretungen hinnehmen, einige mit und viele auch ohne Volksabstimmung. Ein besonders umkämpftes Gebiet stellte hierbei Oberschlesien, der südöstliche Zipfel von Schlesiens, dar.
Oberschlesien war durch seine Kohlevorkommen ein bedeutendes Industriegebiet geworden und hatte sowohl eine deutsche (eher in den Städten) als auch eine polnische (eher auf dem Land) Bevölkerung.
Nachdem am 15. August 1919 an der Myslowitzer Grube zehn streikende polnische Bergleute erschossen worden waren, formierte sich ein polnischer Aufstand in Oberschlesien. Angeführt von Alfons Zgrzebniok begann die Rebellion in der Nacht vom 16. auf den 17. August mit ca. 10.000 Mann. Das Ziel des Aufstandes war die komplette Kontrolle über Oberschlesien um die Pariser Friedenskonferenz, bei der auch das Schicksal dieses Gebietes eine Rolle spielte, vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Der Aufstand hatte jedoch zu wenig Kraft und konnte von deutscher Seite, vor allem unter Mithilfe der Schwarzen Reichswehr, bereits am 26. August 1919 niedergeschlagen werden. Die Kampf um Oberschlesien war damit aber noch lange nicht beendet.
Anzeige
Im Zuge des Polnisch-Sowjetischen Krieges 1920, wurde auch der Konflikt um Oberschlesien wieder heiß. Nachdem prodeutsche Kräfte, die erwarteten, dass Warschau an die Sowjetunion fällt, polnische Geschäfte geplündert und den Abgeordneten Józef Rymer krankenhausreif geschlagen hatten, brach in der Nacht vom 19. auf den 20. August erneut ein Aufstand in Oberschlesien aus.
Es kam wieder zu zahlreichen Gewalttaten mit diesmal insgesamt mindestens 35 Todesopfern. In Anhalt (heute Hołdunów) wurden 14 Gehöfte angezündet und niedergebrannt. Erst durch das Einschreiten der Internationalen Kommission, die den propolnischen Kräften einen Zugang zur vorläufigen Verwaltung versprach, konnte auch der zweite Aufstand in Oberschlesien beendet werden.
Für den 20. März 1921 war die Volksabstimmung, über Zukunft Oberschlesiens, angesetzt. Dies führte erneut zu einer deutlich angespannten Sicherheitslage und Terror von beiden Seiten. Allein im Zeitraum der Abstimmung verloren dadurch etwa 3.000 Menschen ihr Leben.
Bei der Volksabstimmung selbst vortierten knapp 60 % für einen Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland und nur ca. 40 für einen Anschluss an Polen. Allerdings waren die Stimmverteilungen je nach Region sehr unterschiedlich und die Abstimmung konnte die Sicherheitslage in keinster Weise verbessern.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1921 wurde durch propolnische Kräfte unter Führung Oberst Graf Maciej Mielżyński ein dritter Aufstand vom Zaun gebrochen. Zwar gab es einen Vorschlag Oberschlesien nun aufzuteilen, allerdings waren die Aufständischen mit dem angestrebten Grenzverlauf, der alle Industriezentren bei Deutschland belassen würde, nicht einverstanden.
Zahlreiche polnische Kräfte versuchten nun den Teil von Oberschlesien zu besetzen, der ihrer Meinung nach an Polen fallen sollte. Mehrere Deutsche Freikorps stellten sich ihnen entgegen und so kam es bei St. Annaberg Ende Mai 1921 zu einer Schlacht mit vielen Toten und verletzten. Erst das von den Siegermächten einberufene Kontrollgremium in Oberschlesien konnte am 5. Juli 1921 einen erneuten Waffenstillstand erreichen, auch wenn einige Kräfte, wie der Aufstandsanführer Maciej Mielżyński dagegen waren.
Schließlich wurde von den Siegermächten am 20. Oktober 1921 ein Teilungsvorschlag abgesegnet, der Polen einen etwas größeren Teil inklusive der Industriezentren zubilligte. Zwar behielt Deutschland etwa 2/3 der Fläche, diese war aber eher landwirtschaftlich geprägt, weshalb dieses Ergebnis auch zum Rücktritt der Weimarer Reichsregierung unter Kanzler Joseph Wirth führte.
Zwischen 1939 und 1945 gehörte ganz Oberschlesien nochmals zum Deutschen Reich, ehe die Niederlage im zweiten Weltkrieg den kompletten Abtritt an Polen bedeutete.