Die Armee der Weimarer Republik hieß offiziell „Reichswehr“ und war als Berufsarmee organisiert. Aufgrund der deutschen Niederlage im 1. Weltkrieg war die Reichswehr durch den Versailler Vertrag starken Einschränkungen unterworfen. So war die Stärke des Heeres auf lediglich 100.000 Mann beschränkt und viele Waffengattungen wie Panzer, U-Boote oder Flugzeuge waren der Reichswehr komplett versagt.
Allerdings führte die Beschränkung der Reichswehr dazu, dass sich viele paramilitärische Verbände, die sogenannte „Schwarze Reichswehr“, gründeten, welche von der offiziellen Reichtswehr illegal mit Waffen und Ausrüstung versorgt wurden.
Entstanden war die Reichswehr aus den alten Streitkräften der Kaiserzeit, wobei die Heeresgröße nach der Räumung besetzter Gebiete und der Demobilisierung vorest auf eine Stärke von 400.000 Mann vorgesehen war. Nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28. Juni 1919 wurde die größe des offiziellen Heeres schrittweise bis zum 1. Januar 1921 auf 100.000 Mann reduziert.
Vereidigt wurden die Soldaten der neuen Reichswehr auf die Weimarer Verfassung mit folgenden Worten:
„Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, daß ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will.“
Der Oberbefehl über die Reichswehr lag beim Reichspräsidenten, auch wenn dieser für seine Handlungen die Gegenzeichnung eines Regierungsmitglieds benötigte. Die Befehlsgewalt lag beim Amt des Reichswehrministers, dessen Ministerium die zuvor auf die Länder verteilten Kriegsministerien ersetzte, auch wenn einige Länder wie Bayern weiterhin gewisse Selsständigkeiten behielten.
Unterteilt war die Reichswehr in ein Heer und eine Marine, wobei letztere durch den Versailler Vertrag ebenfalls stark eingeschränkt war und nur eine gewisse Anzahl an Schiffen besitzen durfte. Zu Beginn der Weimarer Republik standen bei der Marine auch eher Ordnungs- und Polizeiaufgaben im Vordergrund, während die Verteidigung in den Hintergrund rückte.
Aufgrund der Beschränkung auf nur 100.000 Mann war es der Reichswehr möglich ihr Personal sehr sorgfältig auszuwählen. Da die erfahrenen Führungskräfte noch aus der Kaiserzeit stammten und ein größtenteils ablehnendes Verhältnis gegenüber der Weimarer Republik vertraten, war es nicht verwunderlich, dass auch die Rekruten dementsprechend ausgewählt wurden. Meist kamen sie aus ländlich und konservativ geprägten Regionen, da die Wehrführung hier weniger Gefahr von Sozialdemokratischen Gedankengut vermutete.
So war es auch nicht verwunderlich, dass die Reichswehr meist nur bei linker Gefahr eingriff. Während der Spartakusaufstand (1919) und der kommunistische Märzaufstand (1920) niedergeschlagen wurden, blieb die Reichswehr während des von rechts geführten Kapp-Putsches (siehe Frühe Krisenjahre) passiv. Dem Generaloberst Hans von Seeckt werden die Worte „Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr“ nachgesagt.
Um den Weimarer Vertrag zu unterlaufen, kooperierte die Reichswehr ab 1921 heimlich mit der Sowjetunion. Während Deutschland dabei mithalf die sowjetische Industrie aufzubauen und Kommanteuere der Roten Armee auszubilden, konnte die Reichswehr aus der Sowjetunion Munition beziehen, vor Ort chemische Kampfstoffe herstellen und erproben, sowie die Ausbildung von Panzer- und Fliegerspezialisten vorantreiben.
Zu diesem Zweck unterhielt die Reichswehr auf sowjetischen Boden (bei Lipezk) eine geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte für eine zukünftige Luftwaffe. Dieser geheime Stützpunkt wird z.B. auch in der bekannten Serie Babylon Berlin, die während der Zeit der Weimarer Republik angesiedelt ist, gezeigt.
Ende 1926 enthüllte der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die geheime Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee vor dem Reichstag. Die Minderheitsregierung unter Reichskanzler Wilhelm Marx (Kabinett Marx III) wurde kurz danach durch ein initiierten Misstrauensvotum der SPD gestürzt, konnte aber in ähnlicher Zusammensetzung als Kabinett Marx IV einfach weiter regieren. Stattdessen wurde der Journalist und Herausgeber der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ Carl von Ossietzky, der über die illegalen Machenschaften der Reichswehr berichtet hatte, im Weltbühne-Prozess 1931 zu 18 Monaten Freiheitsstrafe, wegen Landesverrats, verurteilt. Später wurde der bekennende Pazifist von den Nazis ins KZ gebracht, gefoltert und misshandelt und starb 1936 an Tuberkulose.
Die geheime Fliegerschule in der Sowjetunion wurde schließlich erst im September 1933 aufgelöst, nachdem sich die Sowjetunion politisch dem Westen öffnete und die ideologische Ablehnung der Nazis eine weitere Zusammenarbeit unmöglich machte.
Die Machtergreifung der Nazis und das damit verbundene Ende der Weimarer Republik machte schließlich auch vor der Reichswehr nicht halt. 1935 wurde, durch die Wiedereinführung der Wehrpflicht und der Gründung einer Luftwaffe, offen gegen den Versailler Vertrag verstoßen. Im selben Jahr erfolgte auch die Umbenennung in Wehrmacht und somit das endgültige Ende der ehemaligen Weimarer Reichswehr.