Zuerst die Fakten: Am 21. April 1924 gewann die Deutsche Nationalmannschaft vor 26.000 Zuschauern in Amsterdam mit einem 1:0 Sieg zum ersten mal gegen die Niederlande – An sich nicht allzu spektakulär. Viel interessanter ist jedoch die Geschichte am Rande des Spiels, die sich aus der Rivalität der beiden Fußballvereine SpVgg Fürth und 1. FC Nürnberg ergab.
Die 20er Jahre werden auch im fränkischen Fußball als die „Goldenen Zwanziger“ bezeichnet, schließlich waren die beiden Fußballvereine aus Nürnberg und Fürth damals die führenden Fußballmächte in Deutschland und machten die Meisterschaften fast nur unter sich aus. In den Jahren 1920 – 1929 gingen insgesamt fünf Titel nach Nürnberg und zwei nach Fürth. Lediglich der Hamburger SV konnte in den 20er Jahren auch zwei Meisterschaften für sich verbuchen. So war es nicht verwunderlich, dass auch die Deutsche Nationalmannschaft aus zahlreichen fränkischen Spielern bestand.
Bis heute einmalig ist jedoch die Tatsache, dass die Mannschaft 1924 zeitweise tatsächlich nur aus Spielern zweier Vereine bestand: Fürth und Nürnberg – Zwei Clubs die eine große Rivalität pflegen.
Nürnberg und Fürth stehen schon lange in Konkurrenz zueinander. Nach der Gründung der beiden Vereine, Anfang des 20. Jahrhundert, entwickelte sich schnell eine große Rivalität zwischen den beiden Clubs die bis heute anhält. Ein Wechsel zwischen den beiden Vereinen, war zumindest früher, ein absolutes No-Go. Das sogenannte „Frankenderby“ zwischen Nürnberg und Fürth ist bis heute das am häufigsten ausgetragene Derbyspiel in ganz Deutschland.
Obwohl die Feindschaft zwischen beiden Clubs auch in der Weimarer Zeit schon starkt ausgeprägt war, wurden die Spieler beider Spitzenclubs zu einem am 21. April 1924 anberaumten Spiel gegen die Niederlande einberufen. Erst am 13. April hatten sich beide Vereine in einem äußerst hart geführten Match 0:0 getrennt, was dem DFB Sorgen bereitete. Als der Zug für die Nationalmannschaft in Nürnberg abfuhr setzen sich die Fürther in einen hinteren Waggon und die Nürnberger in einen Vorderen. Beim Zwischenstopp in Düsseldorf sieht der DFB Betreuer Paul Blaschke nur die Nürnberger aussteigen und ist erst verwundert. Als er dann die Fürther aus dem hinteren Waggon aussteigen sah, soll er folgende Worte gesagt haben:
Was ist denn los mit euch? Ihr müsst doch Freunde sein. Ihr habt doch morgen ein Spiel gegen Holland!
Geholfen hat die Ansage wohl wenig. Die Spieler gehen getrennt ins Hotel und fahren auch am nächsten Tag in getrennten Waggons weiter in die Niederlande. Selbst kurz vor Spielbeginn ziehen sich die Spieler noch in verschiedenen Ecken der Kabine um.
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Trotz aller Sorgen des DFB tritt die Mannschaft auf dem Platz als geschlossene Einheit an und macht ein gutes Spiel. In der 14. Minute bringt der Nürnberger Träg eine Flanke auf den Fürther Auer, der das 1:0 köpft. Während die Fürther mit ihrem Torschützen jubeln drehen die Nürnberger ab. Am Ende bleibt es beim 1:0 und dem ersten Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande – Gemeinsam gejubelt wird nicht und die Spieler fahren auch in getrennten Waggons wieder zurück ins Frankenland, wo sie wenige Tage später wieder als Gegner auf dem Platz standen.