Friedrich Ebert

 
Der Name Friedrich Ebert steht bis heute, wie kaum ein zweiter, für die Weimarer Republik. Schließlich war er von 1919 bis zu seinem Tod der amtierende Reichspräsident und schon zuvor der erste Reichskanzler der neuen Republik.

Friedrich Ebert in jungen Jahren (1890)

 
Ebert wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren und war das siebte von neun Kindern seiner Eltern Karl (Schneidermeister) und Katharina. Während Friedrichs Vater Katholik war, war seine Mutter eine Protestantin. Friedrich selbst wurde zwar katholisch getauft, trat aber noch vor 1912 (Das genaue Datum ist unbekannt) aus der Kirche aus.
Nach dem Besuch der Volksschule begann Friedrich Ebert 1885 eine Lehre als Sattler und begab sich anschließend auf Wanderschaft. Bei einem Aufenthalt in Mannheim lernte er, durch einen Stiefbruder seines Vaters, die gewerkschaftliche und sozialistische Bewegung kennen und trat kurz darauf dem freigewerkschaftlichen Sattlerverband und der Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (Ab 1890 SPD) bei. In der Gewerkschaft erreichte er schon bald eine organisatorische Stellung, gründete auf seiner weiteren Wanderschaft neue Zweigstellen und organisierte Arbeitskämpfe. Bei mehreren Arbeitgebern landete er schon bald auf einer „Schwarzen Liste“.

 
1891 ließ sich Ebert für 14 Jahre in Bremen nieder, wo er nach mehreren verschiedenen Jobs eine Gastwirtschaft pachtete, die zu einem Treffpunkt für Sozialdemokraten und Gewerkschafter wurde. 1894 heiratete er Louise Rump, mit der er später fünf Kinder bekam. Für die SPD beteiligte sich Ebert 1896 in führender Rolle an den Wahlkämpfen zur Bremer Bürgerschaft. Nur zwei Jahre später trat er im Wahlkreis Vechta für ein Reichstagsmandat an, allerdings ohne Erfolg.
Friedrich Ebert setzte sich mehr und mehr dafür ein, die sozialen Missstände im Land zu bekämpfen und hielt aus diesem Grund staatliche Hilfen als unverzichtbar. So gelang es ihm ab 1900 eine Anstellung als Arbeitersekretär bei der Bremer Gewerkschaft zu ergattern, wodurch er seine gastwirtschaftliche Tätigkeit, mit der er nie warm geworden war, aufgeben konnte.

Friedrich Ebert (Hintere Reihe, Zweiter von links) mit dem SPD-Parteivorstand 1909

 
Schon bald begann Friedrich Eberts steile Laufbahn innerhalb der SPD: Nachdem er Ende 1899 in die Bremer Bürgerschaft gewählt wurde, schaffte er sogleich den Aufstieg zum Fraktionsvorsitzenden. Als dann 1904 der Reichsparteitag in Bremen gastierte erlangte er, innerhalb der Partei, auch überregionale Bekanntheit. Nur ein Jahr später wechselte er auf den neu geschaffenen Posten des Parteisekretärs, dessen Aufgabe bürokratische Routinearbeiten der Parteivorsitzenden einschloss.
Bald gehörte auch der Besuch der Parteigliederungen mit Schlichtung interner Konflikte, der Weitergabe deren Kritik bzw. der Wünsche an den Vorstand und die Hilfe bei organisatorischen und politischen Fragen zu seinen neuen Hauptaufgaben. Viele Parteifunktionäre lernten Ebert nun näher kennen und schätzten seinen Einsatz. Auch beim Vorstand selbst konnte er Vertrauen aufbauen und wurde daher zunehmend auch mit sehr bedeutsamen Aufgaben betraut.

 
Nach dem Tod des SPD Parteivorsitzenden Paul Singers im Jahre 1911, trat Ebert erstmals als neuer Mitvorsitzender zur Wahl an, unterlag aber Hugo Haase in der Kampfabstimmung. Es wird jedoch berichtet, er hätte seine Kandidatur kurz vor der Wahl selbst zurückgezogen.
Durch seine nun folgende Reichstags Kandidatur im Wahlkreis Elberfeld-Barmen konnte Ebert im darauffolgenden Jahr in den Reichstag einziehen und wurde dort von seiner Fraktion zu einem von sieben Fraktionsvorsitzenden gewählt. 1913 gelang ihm dann, im zweiten Anlauf, auch der Aufstieg zum Parteivorsitzenden. Er selbst sah seine Aufgabe darin zwischen den Flügeln der SPD zu vermitteln und statt auf Ideologie auf konkrete Verbesserungen der Lebensbedingungen zu setzen.

Dem letzten Reichstag der Kaiserzeit (ab 1912) gehörte auch Friedrich Ebert an

 
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 gehörte Friedrich Ebert zu den Befürwortern von Kriegskrediten, auch wenn er den Bewilligungsbeschluss seiner Partei, durch einen Aufenthalt in der Schweiz, verpasste. Während des Krieges begann es innerhalb der SPD stärker zu brodeln: Karl Liebknecht, der den linksrevolutionären Flügel der SPD vertrat, verweigerte die Bewilligung weiterer Kredite. Andere Kriegsgegner wie der Parteivorsitzende Hugo Haase gaben Sondererklärungen ab und plädierten Anfang 1916 gegen den Notetat, der von einer SPD-Mehrheit mitgetragen wurde. Kurze Zeit später kam es zum Bruch und die Kriegsgegner verließen die Fraktion. Im April 1917 gründete sich mit der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) eine linke Abspaltung – Ebert war es nicht gelungen die Partei zusammenzuhalten, wie er anfangs erhoffte.

 
Zum Ende des Krieges, als die Regierung ins Auge fasste ein Dreiklassenwahlrecht, bei dem das Stimmgewicht von den Steuerbeiträgen abhängig sein sollte, einzuführen, drohte auch Ebert damit die Zustimmung zu weiteren Kriegskrediten zu verweigern. Überhaupt war seine Hoffnung, auf innenpolitische Reformen zu Gunsten der Arbeiterschaft, bisher kaum in Erfüllung gegangen und so ging auch seine Fraktion wieder stärker in Opposition zur Regierung.
Die SPD hatte zu Kriegsende auch verstärkt damit zu kämpfen ihre bisherige Machtbasis zu verlieren, da Linke wie die USPD oder der Spartakusbund weite Teile der Arbeiterschaft an sich banden.





Anzeige

 
Nach dem Krieg ging es Schlag auf Schlag und Friedrich Ebert wurde schon bald zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten im Reich. Kurz nach Beginn des Generalstreiks vom 9. November 1918, zu dem auch die SPD mit aufgerufen hatte, verkündete Prinz Max von Baden eigenmächtig und ohne Verfassungsrückhalt die Abdankung des Kaisers und Übertrug das Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert.
Ebert, der eigentlich eine verfassungsgebende Versammlung entscheiden lassen wollte, musste nun mitansehen wie sein Parteikollege Scheidemann vom Fenster des Reichstag die Republik ausrief und die Kanzlerschaft Eberts verkündete. Ebert war anschließend bemüht die Abläufe wieder in parlamentarische Bahnen zu lenken und schaffte es sogar die USPD mit in die Bildung eines Rates der Volksbeauftragten einzubinden. Der erste Schritt zur Weimarer Republik war beschritten.

Der Rat der Volksbeauftragen am 1. Dezember 1918 (Friedrich Ebert dritter von links)

 
Die Regierung Ebert, die er selbst nur als Provisorium ansah, war nun vor gewaltige Aufgaben gestellt wie z.B. die Volksernährung, die Demobilisierung der Streitkräfte und natürlich die Errichtung eines demokratischen Staates. Ende 1918 kam es durch die Weihnachtskämpfe zum Bruch mit der USPD, die der SPD nun vorwarf die Revolution verraten zu haben. Zusammen mit anderen radikalen linken Kräften wurde ein Revolutionsausschuss gebildet, der die Regierung Ebert stürzen solle (siehe Gründungszeit).
Jedoch war ein Großteil der Arbeiterschaft weiterhin an einer friedliche Lösung interessiert und eine Revolution, wie zuvor in Russland, kam nicht zustande. Stattdessen konnte die SPD bei den ersten reichsweiten Wahl am 19.01.1919 fast 38 % der Stimmen vereinnahmen, womit sie bei der ab 6. Februar in Weimar tagenden Nationalversammlung, zur Verfassungsbildung, eine führende Rolle einnahm.

 
Am 11. Februar 1919 wurde Friedrich Ebert von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt, das Amt, das ihn bis zu seinem Tode bekleiden sollte und das ihm viel Kraft kostete. Schon die Annahme des Versailler Vertrages war ein harter Start für die junge Republik, aber Ebert wusste, dass es keine Alternative gab.
Seine gesamte Amtszeit war von Schmutzkampagnen gegen seine Person geprägt, sowohl von links als auch von rechts. Schon ein Badehosenfoto, aus dem Sommer 1919, das von der Berliner Illustrierte Zeitung veröffentlicht wurde, brachte ihm zahlreichen Hohn ein. Insgesamt führte Ebert während seiner Amtszeit ca. 200 Verleumdungsprozesse.

 
Eine noch größere Krise bahnte sich für Friedrich Ebert im März 1920 an, nachdem angeordnet wurde die rechten Freikorps Loewenfeld und Ehrhardt aufzulösen. General Walther von Lüttwitz versucht am 10. März bei Ebert die Befehlsrücknahme zu erreichen und scheiterte. Kurz darauf startete er zusammen mit Wolfgang Kapp einen Putschversuch, den sogenannten Kapp-Putsch.
Nach einem Generalstreik der Arbeiterschaft und der Verweigerung zahlreicher Beamten brach der rechte Putsch jedoch nach nur fünf Tagen zusammen. Die Krise an sich hielt jedoch noch an, da mittlerweile eine Rote, von der USPD unterstützte, Ruhrarmee im Ruhrgebiet für eine Sozialisierung kämpfte. Dieser Aufstand wurde schließlich, mit der Rückendeckung Eberts, blutig niedergeschlagen. Außerdem ernannte Ebert, nach dem das alte Kabinett Bauer durch die Krisen gescheitert war, Hermann Müller Ende März zum neuen Reichskanzler.

Wahlplakat der noch jungen stalinistischen KPD zur Wahl von 1920

 
Am 6. Juni 1920 kam es für die SPD zu folgenschweren Reichstagswahlen. Während rechte (z.B. DNVP) und linke (z.B. USPD) Parteien Stimmengewinne verbuchen konnten, fielen die Sozialdemokraten von vormals 37,9 % auf nunmehr gerade noch 21,9 %. Obwohl Friedrich Ebert für eine erneute Regierungsbeteiligung der SPD plädierte, da er Angst um die sozialen Errungenschaften hatte, sprach sich eine Mehrheit der Genossen dagegen aus. Schließlich wurde eine bürgerliche Minderheitsregierung aus Zentrum, DVP und DDP gebildet.
Ebert selbst behielt seine Stellung als Reichspräsident weiterhin, auch wenn dieser eigentlich zukünftig vom Volk gewählt werden sollte. Unstimmigkeiten zwischen den Parteien, die sich vorerst nicht auf einen Wahltermin einigen konnten, führten dazu, dass seine Amtszeit per Parlamentsbeschluss bis zum 30. Juni 1925 verlängert wurde.

 
Nachdem es 1923, mit der Ruhrbesetzung und der folgenden Hyperinflation, zu einer erneuten existenziellen Krise der Weimarer Republik gekommen war, stürzte auch die neue Regierungskoalition. Friedrich Ebert strebte nun eine große Koalition aller Republikbefürworter von SPD bis DVP an. Hierfür akzeptierte er auch die Kanzlerschaft von Gustav Stresemann von der Nationalliberalen DVP, auch wenn beide, zumindest auf innenpolitischer Ebene, zahlreiche Differenzen hatten. So wurde die anstehende Währungsreform zusammen mit starken sozialen Einschnitten, wie z.B. der Aufweichung des Achtstundentages, verabschiedet und Ebert musste auf die SPD starken Druck ausüben, damit diese den Einschnitten nachgab. Vermutlich war es nur so möglich die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik über diese Krisenzeit zu retten.





Anzeige

 
Weitere Probleme gab es in einigen Ländern, die sich von der Verfassungsordnung entfernten und im Falle von Thüringen und Sachsen per Reichsexekution nach Artikel 48 und unter Zustimmung Eberts zur Einhaltung gezwungen wurden. In Bayern, wo sich die rechten Regierungsparteien weigerten das Gleiche zu tun, kam es zu noch größeren Problemen als Erich Ludendorff und Adolf Hitler im November 1923 einen rechten Putsch wagten (siehe Krisenjahre). Obwohl auch dieser schließlich niedergeschlagen werden konnte, zerbrach an den Länderkonflikten erneut eine Weimarer Regierungskoalition. Das Ansehen der SPD, die nun aus der Regierung ausschied, und auch das von Friedrich Ebert hatte bei der Arbeiterschaft zuletzt stark gelitten.

Friedrich Ebert als Reichspräsident (Datum unbekannt)

 
Auch mit der Presse hatte Friedrich Ebert weiterhin Probleme. So warf ihm ein Redakteur der Mitteldeutschen Presse sogar vor, die Kriegsniederlage durch sein Verhalten mitverschuldet zu haben. Auch wenn der Journalist Ende 1924 der Beleidigung für Schuldig erklärt wurde, war der Prozess vor dem Magdeburger Amtsgericht für Ebert alles andere als gut gelaufen. Schließlich kam während der Verhandlung u.a. ein Geheimabkommen mit General Wilhelm Groener ans Licht, dass im November 1918 ein gemeinsames Vorgehen gegen linksradikale Kräfte regelte und faktisch zu deren blutigen Niederschlagungen führte. Außerdem wurde auch Eberts Verhalten während des Januarstreiks 1918 beleuchtet, bei dem er durch die Wahl in die Streikkommission praktisch Landesverrat begangen hatte.

 
Durch den langen Prozess verschleppte Ebert schließlich sogar eine chirurgische Behandlung und eine akut gewordene Blinddarmentzündung wurde erst spät, am 23. Februar 1925, bei einer Operation behandelt. Dabei wurde durch den Chirurgen August Bier bereits ein Blinddarmdurchbruch und eine daraus resultierende Bauchfellentzündung diagnostiziert. Wenige Tage später am 28. Februar 1925 um 10:15 erlag Friedrich Ebert mit gerade einmal 54 Jahren den Folgen der Erkrankung und wurde auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.